Computerlogbuch der U.S.S Republic: Erstes Abenteuer

Die U.S.S. Republic hatte am äußeren Pylon der Raumbasis Neun angedockt, um die restlichen Besatzungsmitglieder, die Captain Tyrone zur Besetzung der wissenschaftlichen Sektion avisiert worden waren, an Bord zu nehmen. Auch sollte nach Verlassen des Raumdocks der Utopia Planitia Werften und eines kleinen Stückes Flugzeit bis zur Raumbasis Neun der Warpantrieb und das Hüllenverhalten vermessen und gegebenenfalls angepaßt werden.
Die Brückencrew war bis auf die Leiterin der Medizinischen Abteilung bereits an Bord und vertrieb sich die Zeit auf die ihnen eigene Art. So befand sich Lt. Syrex, ein ungewöhnlicher, da bei Menschen aufgewachsener Vulkanier, auf dem Erholungsdeck, offiziell, um die Sicherheit der Anlagen zu prüfen.
Lt. Cmdr. Hinkley, Leiter der Wissenschaftlichen Abteilung und Erster Offizier der Republic, hatte Brückendienst und unterhielt sich mit Lt. Jane Todd über ihre Aufgaben an der Kommunikationskonsole. Sichtlich gelangweilt hörte sich die junge Frau die Ausführungen des Lt. Cmdrs. an.
Lt. Shugal, der andorianische Navigator, nutzte die verbleibende Zeit bis zum Abflug mit Meditationsübungen in seinem Quartier.
Captain Marc Tryrone hatte es sich ebenfalls in seinem Quartier bequem gemacht und sah bei einer guten Tasse Tee die Statusreports der verschiedenen Abteilungen durch. Das Intercom piepste, und Lt. Cmdr. Hinkley meldete sich.
»Captain, ich bekomme eben die Nachricht von der Flugkontrolle. Sie meldet, daß das Shuttle mit unserem Chefarzt abgelegt hat und in zehn Minuten bei uns sein wird.«
»Gut, ist in Ordnung, Hinkley. Übernehmen Sie die Begrüßung.«
»Äh, Sir, mit allem Respekt... wäre es nicht vielleicht besser, wenn der neue Chefarzt nicht nur von einem Offizier, sondern auch vom Captain begrüßt werden würde?«
»Na gut, Sie haben ja recht. Wir treffen uns in acht Minuten in der Shuttlebay.«

Wenig später trafen Tyrone und Hinkley zeitgleich vor der Türe zur Shuttlebay ein und betraten den weiten Hangar auf der Landeebene. Der Crewman, der zur Überwachung des Landevorganges an den Konsolen stand, drehte sich um, als er hörte, daß sich die Türe hinter ihm öffnete, und grüßte zackig. »Shuttle im Anflug, Sir, Einweisung auf Leitstrahl erfolgt, Sir, Aufsetzen in achtundvierzig Sekunden, Sir.«
»Danke, weitermachen«, bemerkte Tyrone kurz und richte sein Augenmerk auf die beiden Flügel des Hangartores, die im Begriff waren, sich zu öffnen. Schon durch den kleinen Zwischenraum erkannte er im Hintergrund die Sterne, von deren luftleerem Raum und der Kälte des Alls ihn nur ein Kraftfeld trennte, das nicht zu erkennen war.
In einem weiten Bogen näherte sich ein Stationsshuttle mit hoher Geschwindigkeit und bremste kurz vor Passieren des Schutzschildes ab, um die Eintauchgeschwindigkeit zu reduzieren. ›Na hoffentlich fliegt sie nicht selbst...‹, dachte Tyrone und beobachtete die Landung des Shuttles mit kritischer Miene.
»Kommen Sie, Hinkley«, befahl er in ruhigem Ton und trat auf die Landefläche hinaus. Kurz nach dem Aufsetzen öffnete sich die Shuttletür, und eine kleine braungebrannte Schwarzhaarige mit einer Ledertasche über der Schulter stand im Rahmen.
»Erlaubnis an Bord kommen zu dürfen«, bat die Ärztin und machte keine Anstalten, das Shuttle zu verlassen.
»Erlaubnis erteilt, Doktor«, meinte Hinkley und fügte hinzu: »Herzlich willkommen!«
»Vielen Dank, Commander«, gab Winddancer zurück, drückte die ihr dargebotene Hand und nickte auch Tyrone kurz zu.
»Mein Name ist Hinkley, und ich bin der Erste Offizier. Darf ich Sie mit Captain Tyrone bekannt machen?«
»Doktor, willkommen an Bord«, begrüßte nun auch seinerseits Tyrone seine Bordärztin und schüttelte ihr die Rechte.
»Wenn Sie erlauben, begleite ich Sie zu Ihrem Quartier und dann in die Krankenstation«, bot Hinkley an und wandte sich dann zu Tyrone. »Möchten Sie uns begleiten, Captain?«
»Sie machen das schon, Commander. Wir sehen uns später, Doktor.«
»Yes, Sir!« meinte Winddancer und bat ihren Begleiter: »Zeigen Sie mir zunächst die Sickbay. In mein Quartier komme ich früh genug.« Dann drehte sich Winddancer noch einmal zu dem Shuttlepiloten um und winkte ihm zu. »Schönen Dank fürs Bringen!«

Sie folgte Hinkley durch die Korridore in den Turbolift und bis in die Krankenstation, die sie in einem exzellenten Zustand vorfand. Die ihr unterstellten Sektionsleiter, Ärzte und Schwestern waren vollzählig angetreten, und der Erste Offizier machte sie mit Winddancer bekannt. Die Führung durch die Station näherte sich ihrem Ende - man war eben im Winddancers Büro angekommen, als das Intercom piepte.
»Tyrone an Krankenstation.«
»Krankenstation, Dr. Greenlake«, meldete sich Winddancer.
»Melden Sie sich in fünfzehn Minuten im Besprechungsraum. Sie wissen wo das ist?«
»Yes, Sir! Ich werde ihn schon finden...«

»Wie ich sehe, ist hier alles in bester Ordnung, Commander. Einige der Damen und Herren kenne ich bereits von der Akademie und ich denke, daß wir gut zusammenarbeiten werden. Eine Frage noch... Sind meine persönlichen Sachen angekommen?«
»Ja, Doktor. Sie befinden sich bereits in Ihrem Quartier.«

Als Captain Tyrone den Besprechungsraum betrat, waren seine Offiziere bereits vollzählig anwesend. Neben Hinkley und Winddancer hatten sich auch der Sicherheitschef und Taktiker Syrex, der andorianische Navigator Shugal und Lieutenant Robert Brady, der Chefingenieur, eingefunden.
»Nehmen Sie bitte Platz, Gentlemen - und Doktor. Wir werden in zwei Stunden alle Besatzungsmitglieder an Bord haben und dann zu unserem Jungfernflug aufbrechen. Ich habe bereits eine Einsatzorder von Star Fleet Command bekommen, die ich Ihnen kurz erläutern möchte. Dabei darf ich Sie darauf hinweisen, daß das Folgende unter Geheimhaltung steht und diesen Raum nicht verlassen darf.« Tyrone holte Luft und blickte sich dabei in der Runde um. »Admiral Cormack hat uns beauftragt, nach Deneb 2 zu fliegen und uns nach dem Verbleib eines Diplomaten zu erkundigen, der sich zuletzt vor 48 Stunden gemeldet hat. Normalerweise ist dies kein Grund, ein Raumschiff der Größe der Republic zu senden, jedoch hat sich Helder wie gesagt nicht ordnungsgemäß gemeldet, was der Admiralität Kopfschmerzen macht, denn normalerweise kann man die Uhr nach ihm stellen.
Wie Sie vielleicht wissen, steht das denebianische System kurz vor der Aufnahme in die Föderation, und eben dieser Gesandte, ein Mister Carl Helder, sollte vor Ort noch einmal die Lage peilen, ob alle Voraussetzung erfüllt sind, und so weiter.
Allerdings hat mich Admiral Cormack auch davon in Kenntnis gesetzt, daß es in letzter Zeit anscheinend zum Auftauchen von Romulanern in diesem Sektor gekommen ist. Was sie dort wollen und wie sie durch unseren Raum fliegen konnten, ohne bemerkt zu werden, weiß ich nicht. Jedenfalls ist aus der Kommunikation zwischen Deneb 2 und dem Headquarter davon die Rede gewesen. Wir sollten also vorsichtig sein.
Um eine mögliche Überreaktion der Mannschaft zu vermeiden, darf ich Sie nochmals bitte, über das eben gehörte Stillschweigen zu bewahren.
Irgendwelche Fragen?«
»Wie deklarieren wir den Einsatz gegenüber der Besatzung, Captain?« fragte Cmdr. Hinkley
»Ganz einfach - Kontrollflug nach Deneb 2 wegen der Aufnahme in die UFP.«
»Captain«, ließ sich nun der Sicherheitschef Syrex vernehmen, »ich werde versuchen, die Datenbanken nach Informationen über die Romulaner zu checken. Nur für den Fall...«
»Ja, das ist eine gute Idee, tun Sie das«, bestätigte Tyrone. »Ich danke Ihnen, Gentlemen, Doktor. Wir sehen uns dann auf der Brücke.«
»Eine Frage noch, Captain«, mischte sich nun Winddancer ein. »Wäre es möglich, daß Sie mir auf der Brücke eine Konsole mit Medoscannern kalibrieren? Ich würde gerne einen Platz auf der Brücke zugeteilt bekommen, so daß ich die Informationen aus ersten Hand bekomme und entsprechend darauf reagieren kann.«
»Das dürfte möglich sein, Doktor. Hinkley, Sie kümmern sich darum, ja?«
»Aye, Sir!«

Winddancer folgte Hinkley auf die Brücke. ›Jetzt glaube ich es‹, dachte sie bei sich. ›Nun weiß ich, daß es Wirklichkeit ist, daß ich mit diesem Schiff mitfliegen werde.‹
Sie schaute Hinkley über die Schulter, als er eine freie Konsole neben der Wissenschaftsstation mit den nötigen Zugriffen beschickte, so daß es für die Ärztin möglich war, eigenständig daran zu arbeiten und die von ihr für nötig erachteten Auswertungen abrufen zu können.
»Wissenschaft und Medizin gleich nebeneinander, das muß doch was werden...«, meinte Hinkley und grinste Winddancer an.
»Das will ich hoffen«, gab sie zurück und veränderte nun ihrerseits die Anzeigen so, daß sie in ihr eigenes Schema paßten, das sie seit den Jahren der Raumausbildung gewohnt war.

Zwei Stunden später war die Republic bereit, von der Raumbasis Neun abzulegen. Tyrone hatte im Captains Chair Platz genommen, und die Stationen waren komplett besetzt.
»Lt. Todd, Verbindung zur Flugkontrolle, erbitten Freigabe zum Start.«
»Freigabe erteilt. Flugkontrolle gibt grünes Licht, Sir.«
»Danke. Lt. Shugal, Andockklammern lösen, ein Viertel Impuls. Bringen Sie uns... nein, ich bin doch nicht Kirk... machen wir, daß wir wegkommen.«
Die Republic reagierte leicht auf das Ruder und glitt gemächlich von der Raumstation weg. In gebührendem Abstand ging der andorianische Navigator auf Warp 5.

Nach drei Stunden Flugzeit, die Winddancer in ihrer Kabine damit verbracht hatte, ihre persönlichen Sachen auf Vollständigkeit zu prüfen und alles so unterzubringen, daß sie es jederzeit wiederfand, meldete sich Lt. Cmdr. Hinkley über das Intercom.
»Doktor, Deneb 2 kommt in Reichweite. Sie wollten doch davon informiert werden.«
»Danke Commander, ich bin gleich oben.«

Während Lt. Shugal in einen geostationären Orbit einschwenkte, betrat Winddancer die Brücke. Ihr Blick fiel auf den Hauptbildschirm, wo die blauweiße Kugel des Planeten größer und größer wurde, bis sie schließlich den gesamten Schirm ausfüllte. Dann wandelte sich die Anzeige in eine schematische Darstellung des Sonnensystems.
»Das denebianische System hat eine rote Riesensonne und fünf Planeten, von denen drei bewohnt sind. Deneb 2 und 4 sind Klasse M-Planeten, auf Deneb 5 ist eine Kolonie. Von dort kommen auch die Schleimteufel. Der Hauptplanet Deneb 2 besteht zu 83% aus Wasser, nur 17% sind bewohnbare Landmasse. Es herrscht unseren Unterlagen nach Übervölkerung. Hier haben wir einen Trabanten, während Deneb 5 zwei Monde hat«, berichtete der Erste Offizier dabei. Dann schaltete er wieder auf visuelle Anzeige um und fuhr fort. »Im Orbit um Deneb 2 befindet sich eine Raumstation.«
»Lt. Todd, Verbindung zur denebianischen Flugkontrolle und zur Regierung. Grußfrequenzen öffnen, erbitten Verbindung zu Mister Helder.«
»Die Leitungen sind tot, Captain«, meldete Todd. »Ich bekomme nur Rauschen. Keine Verbindung möglich.«
»Dann versuchen sie es bei der Raumstation. Irgendwie müssen die doch antworten.«
»Captain, ich registriere zwei Schiffe, die an der Station angedockt haben, ein Föderationsschiff und einen denebianischen Frachter.«
»Scanne Planeten auf menschliche Lebensformen, Sir«, meldete sich nun Winddancer, während sie die Konsole im Auge behielt.« Sie schüttelte den Kopf, nachdem sie keine Rückmeldung vom Computer bekam und versuchte es erneut. »Keine menschliche Lebensform auf Deneb 2, Sir! Helder ist nicht da.«
»Die Raumstation meldet sich, Captain. Bereit zum Sprechen. Kein visueller Kontakt möglich.«
»Hier ist Captain Marc Tyrone vom Föderationsschiff Republic. Erbitten Erlaubnis zum Betreten der Station.«
»Erlaubnis erteilt«, klang es aus den Lautsprechern. »Möchten Sie beamen?«
»Ja, übermitteln Sie die Koordinaten an unseren Transporter.«
Tyrone stand auf und sah sich kurz auf der Brücke um. »Lt. Shugal, Lt. Syrex, Doktor, Sie kommen mit, wir beamen runter. Hinkley, Sie haben das Kommando.«

Minuten später fanden sich die Offiziere der Landegruppe im Transporterraum ein. Winddancer hatte einen Adjutanten gebeten, ihr einen Medotricorder dorthin zu bringen, so daß sie nicht den Umweg über die Krankenstation zu machen brauchte.

Sie materialisierten in einem kleinen Transporterraum der Station. Ein Debenianer stand an einer Konsole und überwachte ihre Rematerialisation. »Willkommen auf unserer Station. Sie sind die Leute von dem Föderationsschiff?«
»Ganz recht. Ich bin Captain Tyrone, das ist mein Stab. Ich möchte den Kommandanten der Station sprechen.«
»Ich weiß nicht... dafür bin ich... das ist die Aufgabe des Begrüßungsoffiziers. Ich werde Ihnen einen rufen.«
»Danke, Mister...«
»Ich heiße Mibar.«
»Danke, Mr. Mibar.«
Der Denebianer bediente einige Knöpfe auf seiner Konsole und wandte sich dann wieder an Tyrone und seine Mannschaft. »Der Begrüßungsoffizier Mari wird sofort kommen. Bitte begeben Sie sich nach draußen und warten Sie dort auf ihn.«

Die vier betraten den Gang und sahen einen weiteren Denebianer direkt auf sie zukommen. »Seien Sie gegrüßt, Captain Tyrone. Ich bin Mari, der Ihnen zugeteilte Begrüßungsoffizier und stehe zu Ihrer Verfügung. Ich wurde dafür abgestellt, Ihnen Ihre Wünsche, soweit es in unserer Macht steht, zu erfüllen und Ihnen die Einrichtungen auf dieser Station näherzubringen. Was darf ich Ihnen als erstes zeigen?«
»Zunächst muß ich mit dem Kommandanten oder Ihrem Ersten Offizier sprechen. Bitte stellen Sie eine Verbindung zu ihnen her.«
»Das ist leider nicht möglich, Captain. Mibar hat mich bereits über Ihren Wunsch informiert und ich muß Ihnen mitteilen, daß sich die beiden zu kontaktierenden Herren in einer Besprechung befinden, die noch eine Weile andauert. Aber ich darf Sie vielleicht in der Zwischenzeit ein wenig herumführen?«
»Ja, gut, aber ich darf darauf hinweisen, daß es dringend ist.«
»Mr. Mari«, wandte sich nun Winddancer an den Denebianer, »darf ich fragen, wie lange an dieser Station gebaut wurde?«
»Nun, alles in allem, von den provisorischen Einrichtungen mal abgesehen, gut und gerne sieben Ihrer Standardjahre. Dafür haben wir aber auch alles hier, was man sich denken kann. Es gibt sozusagen nichts, was es nicht hier gibt.«
»Und befinden sich hier auch Wohnresorts? Es heißt ja, daß auf Deneb 2 Übervölkerung herrscht.«
»Bislang befinden sich nur die Angehörigen der hier arbeitenden Leute auf der Station. Aber wir sind ja auch noch nicht ganz fertig. Drüben in der Sektion Blau wird immer noch fleißig gebaut und dort werden dann auch größere Wohnresorts entstehen, doch das dauert noch an. Was darf ich Ihnen denn nun zeigen?«
»Ich denke, Sie wissen an besten, was hier am interessantesten ist. Und deshalb sollten Sie uns dorthin führen.«

Tyrone fühlte sich, als hätte ihm jemand das Ruder aus der Hand genommen. Er wollte auf dem schnellsten Weg zum Stationskommandanten, und die Doktorin wollte einen Spaziergang machen... Aber was soll's, wenn der Kommandant eh nicht zu sprechen war...

Mari führte die Gruppe zunächst einen langen Gang entlang, der sich dann auf einen weiten Platz öffnete, wo es von einem bunten Gemisch von Lebensformen aus allen Ecken der bekannten Galaxis wimmelte. Auch ein paar Menschen waren zu sehen. An den Wänden waren Nischen abgeteilt, die so etwas wie Geschäfte in einer Einkaufspassage darstellen sollten, und in der Mitte der gegenüberliegenden Wand befand sich eine anscheinend mehrstöckige Einrichtung, deren Eingang an einen altertümlichen Saloon erinnerte. Mit weit ausholenden Bewegungen pries Mari die Vorzüge der einzelnen »Geschäfte« und Etablissements an und steuerte dabei immer weiter auf den »Saloon« zu.
»Unser ganzer Stolz ist jedoch das »Deneb 2 Inn«, das Sie in Ihrem Idiom am Gaststätte bezeichnen würden. Ich schlage vor, daß Sie dort auf den Kommandanten warten. Dort wird es Ihnen an nichts fehlen.«
Tyrone stimmte zu, und schon nach kurzem Marsch erreichten sie das Portal. Kaum daß Mari die Türe geöffnet und die vier ins Innere der Bar gedrängt hatte, fanden sich die Offiziere in einem Gedränge aus Humanoiden aller Couleur wieder. Ein ohrenbetäubendes Stimmengewirr, Schwaden von allerlei Gerüchen und eine schrille Musik fing sie in ein Netz ein, aus dem es im ersten Anschein kein Entrinnen gab. Sie wurden gedrängt, geschubst, geschoben und mußten höllisch aufpassen, daß ihnen ihre Geräte wie Phaser, Tricorder und ähnliches nicht abhanden kam.
Das Lokal ging über drei Ebenen, die mit einer Wendeltreppe verbunden waren. Lt. Shugal tippte Captain Tyrone an und wies auf einen freien Tisch auf der obersten Ebene, und der Captain nickte zustimmend. So versuchte man, sich einen Weg durch die Kneipenbesucher zu bahnen, möglichst ohne Gewalt anwenden zu müssen. Tyrone sah sich immer wieder nach seinen Offizieren um und bemerkte dabei nicht, daß vor ihm ein über zwei Meter großer Salixianer aufstand, um das Lokal zu verlassen.
Die beiden prallten seitlich aufeinander und verloren das Gleichgewicht. Während Tyrone nach vorne fiel, kippte der Riese in Richtung Lt. Syrex', der ihn mit Mühe auffangen konnte. Schlagartig war es still um sie herum, und mancher der Gäste spekulierte schon auf eine handfeste Prügelei. Der Salixianer brummte etwas in Richtung des Vulkaniers und klopfte ihm mit beiden Pfoten auf die Schultern. Dann stapfte er ohne sich weiter zu scheren dem Ausgang entgegen.
Winddancer hatte sich inzwischen an Syrex vorbei zum Captain gedrängelt und half ihm beim Aufstehen. »Glück gehabt, Sir. Der Kerl hätte Sie wohl zermatscht, wenn er auf Sie gekracht wäre.«
»Na, so zerbrechlich bin ich nun auch wieder nicht«, brummte Tyrone mißmutig und klopfte sich den Staub von der Uniform.

Ohne weitere Zwischenfälle gelangten die vier auf die dritte Ebene und fanden den Tisch immer noch unbesetzt vor. Sie ließen sich auf die Kunststoffstühle nieder und fühlten, wie das Material an einer Stelle ein wenig nachgab, sich an anderer Stelle versteifte und sich dadurch an die Körperformen anpaßte, um einen größtmöglichen Sitzkomfort zu bieten.

Von hier aus hatten sie einen guten Überblick über das gesamte Lokal. Winddancer sah sich in ihrer näheren Umgebung um. Ein paar Meter weiter saßen drei Andorianer zusammen an einem Tisch und unterhielten sich in ihrer zirpenden Sprache, ein Tellarit scherzte mit einem leicht bekleideten Mädchen, und an einem weiteren Tisch saß eine Denebianerin, die gelangweilt in ihr Glas starrte, das mit einer knallgrünen Flüssigkeit gefüllt war.

Eine Bedienung näherte sich dem Tisch der Föderationsoffiziere und fragte nach ihren Wünschen. Während Winddancer sich für ein Altairwasser entschied, wählten Lt. Syrex und Lt. Shugal ein denebianisches Getränk ohne für sie giftige Substanzen. Tyrone fragte nach einem schottischen Whiskey on the Rocks, worauf Winddancer fragte »Alkohol im Dienst, Captain?«
»Warum nicht? Ich bin immer im Dienst, Doktor, und wenn ich da keinen Alkohol trinke, komme ich zu gar nichts.«
»Das müssen Sie wissen, Sir. Ich kann nur darauf hinweisen, daß...«
»Ja, ersparen Sie mir die Ausführungen, Doktor Greenlake, ich kenn' die Vorschriften! Abgesehen davon, wir sollten uns mal auf der Brücke melden.«
Er zog den Kommunikatior aus dem Halfter, klappte ihn auf und versuchte, Kontakt mit der Republic aufzunehmen.
Hinkley meldete sich sofort. »Es ist so laut bei Ihnen, Sir. Wo sind Sie?«
»Wir befinden uns in so etwas ähnlichem wie einer Kneipe auf der Promenade der Station, weil wir darauf warten müssen, bis der Kommandant der Station für uns zu sprechen ist.«
»Ach so.« Hinkley war die Enttäuschung anzuhören, daß er sich nicht auch bei der Landegruppe befand. »Besteht eventuell die Möglichkeit, daß ich mich Ihnen anschließe, Sir?«
»Nein... das heißt, Cmdr. Brady soll übernehmen. Lassen Sie sich auf die Station beamen und fragen Sie den Diensthabenden, einen Mr. Mibar, er soll den Begrüßungsoffizier Mari rufen. Der weiß, wo wir zu finden sind.«
»Aye, Sir!« Winddancer mußte grinsen, da sie sich das strahlende Gesicht des Ersten Offiziers vorstellte, der seinen Wunsch nach Vergnügen Wirklichkeit werden sah.

Es dauerte nicht lange, da sah man am Eingang der Kneipe Lt. Cmdr. Hinkley in einem Pulk von Denebianern auftauchen, mit jedem ein paar Worte wechseln, lachen und zur nächsten Gruppe wechseln.
»Hinkley, hier oben«, rief Tyrone und versuchte, den Lärm zu übertönen. Als das nichts fruchtete und er noch einmal rufen wollte, bohrte sich ihm ein schriller Pfiff ins Ohr. Winddancer hatte durch die Finger gepfiffen, und Hinkley sah nach oben, wo sie ihm zuwinkte. Er nickte und machte sich auf, die Wendeltreppe zu erreichen, brauchte aber eine Weile, da er immer wieder neue Denebianer und andere Humanoide auf seinem Weg ansprach.

Endlich erreichte er seine Gruppe und setzte sich zu ihnen. Er winkte nach der Bedienung, die prompt erschien und seinen Wunsch entgegennahm.
»Was hatten Sie denn mit den Denebianern zu reden, Hinkley?« erkundigte sich Tyrone.
»Ach, nichts besonderes, nur einen Schwank aus meiner Kindheit.«
»Was machen wir nun hier?« wandte sich Winddancer an den Captain. »Ich meine, außer daß wir auf den Chef warten...«
»Viel können wir nicht machen. Ich denke, wir sollten zusehen, daß wir auch ohne die Hilfe des Stationsführers eine Möglichkeit finden, auf die Oberfläche zu kommen. Kann sein, daß die Transporter von hier oben keine Probleme haben, die Oberfläche zu erreichen. Wenn hier die »na Sie wissen schon« rumschwirren, wird es am unauffälligsten sein, wenn wir von hier aus starten. Aber dann... Nun, wir müssen versuchen, mit den Leuten Kontakt aufzunehmen, mit denen Helder zuletzt gearbeitet hat. Und...«
Lt. Syrex hatte die Nebentische im Auge behalten und stupste nun den Captain an. »Sir, wir bekommen Besuch...«
Die Denebianerin kam auf die Truppe zu. »Entschuldigen Sie bitte, Sie sind von der Föderation, nicht wahr?« fragte sie in gedämpftem Ton.
»Ganz recht. Ich bin Captain Tyrone von der U.S.S. Republic. Womit kann ich Ihnen dienen?«
»Man nennt mich Tigori Mian. Ich habe bis vor kurzem mit einem anderen Föderationsangehörigen, einem Terraner, ja, äh, sagen wir, zusammengearbeitet. Der ist allerdings seit einigen Tagen weg.«
»Setzen Sie sich doch«, meinte Winddancer und warf ihrem Captain einen mißbilligenden Blick zu. ›Bietet dem Mädchen nicht einmal einen Platz an...‹
»Danke, sehr aufmerksam... Ja, dieser Terraner, er nannte sich Helder, wie gesagt, ich dachte, Sie von der Föderation würden mir helfen können, ihn zu finden.«
»Wie kamen Sie in Kontakt mit diesem Herrn? Sind sie von der denebianischen Regierung?«
»Nein, mit der Regierung habe ich nichts zu tun. Ich bin eigentlich eine Art Polizistin. Allerdings arbeite ich mehr verdeckt, wenn Sie wissen, was ich meine. Und Helder ja auch, und jeder von uns war vor einiger Zeit auf eine Spur gestoßen, die uns zusammenbrachte, so daß wir uns entschlossen, zusammenzuarbeiten.«
»Wie lange ist das her?« hakte Tyrone nach. Helder war also ein Geheimpolizist... Anscheinend hatte Admiral Cormack nicht alle Informationen preisgegeben, als er den Auftrag erteilt hatte. Tyrone beschoß, nach Rückkunft auf der Republic sofort eine Nachfrage diesbezüglich zu starten.
»Etwa zwei Ihrer Standardwochen. Ich war hinter einer Gruppe Händler her, die meiner Ansicht nach etwas mit Waffen zu tun hatten. Und Helders Verhalten kam mir irgendwie verdächtig vor. Ein Terraner auf Deneb 2... Ich observierte ihn, und irgendwann trafen wir uns, zufällig. Das heißt, ich hatte es anders geplant, doch er muß mich entdeckt haben und wartete auf mich. So kamen wir ins Gespräch und beschlossen, gemeinsam zu ermitteln.«
»Und nun wenden Sie sich an uns, die wir auch zum Teil Terraner sind?« fragte Winddancer vorsichtig.
»Nun, es soll ja angeblich nicht mehr lange dauern , bis Deneb zur Föderation beitritt, und ich dachte, daß Sie mir helfen können, und dabei Ihren Mann wiederfinden.«
»Was haben Sie zuletzt unternommen?« wollte Lt. Syrex wissen.
»Helder und ich hatten zwei Objekte, die wir beobachten wollten. Wir teilten uns und vereinbarten einen Treffpunkt. Jedoch ist Helder seitdem verschwunden. Das ist nun zirka sechzig Stunden her, um es mit Ihren Worten zu sagen. Ich habe auch das Gebäude untersucht, wo er nachforschen wollte, aber ich habe absolut nichts gefunden.«
»Können Sie uns dort hinbringen? Wir werden uns das mal ansehen. Vielleicht finden wir etwas.«
»Ich habe Ihnen aber bereits gesagt, daß ich alles untersucht habe!«
»Wir haben andere technische Möglichkeiten, Tigori Mian...«, begann Tyrone.
»Ach, Sie meinen diese kleinen Kästen, die Sie da haben?« Dabei zeigte die Denebianerin auf die mitgebrachten Tricorder.
»Ganz recht. Diese Kästen sind in der Lage, mehr und besser zu sehen als unsere Augen, weil sie auch andere Informationen aufnehmen können als nur sichtbares Licht«, erklärte Lt. Shugal vorsichtig.
»Also gut. Ich bringe Sie dort hin. Wir müssen uns aber von der Station wegbeamen lassen.«
»Dann lassen Sie uns keine Zeit verlieren«, beschloß Tyrone und schickte sich an, aufzustehen.
Zu fünft begaben sie sich nun wieder durch das Gedränge der Kneipe nach draußen und holten erst einmal tief Atem.
»Hinkley, Sie und Shugal beamen sich auf die Republic und sorgen dafür, daß unser Kommunikator-Signal erfaßt bleibt. Wie Sie das machen, ist Ihre Angelegenheit, nur, machen Sie es. Ich habe keine Lust, durch irgendwelche Störungen auf diesem Planeten festzusitzen. Und schicken Sie mir noch zwei Sicherheitsleute auf die gleichen Koordinaten.«

Auf direktem Wege erreichten sie den Transporterraum, wo Tyrone Mibar bat, sich mit Mari in Verbindung zu setzen und ihm auszurichten, es sei nun nicht mehr erforderlich, den Kommandanten zu sprechen. Dann begab er sich zu seinen Leuten, die sich bereits auf der Plattform befanden.
»Beamen Sie uns auf die Oberfläche hinunter, Mibar. Koordinaten Xelmer Karkerem Eschab«, wies ihn die Denebianerin an und zeigte ihm ein ausweisähnliches Objekt, das in ihrer Handfläche verborgen war.

Nach einem kurzen Transfer setzten sich die Partikel der Landegruppe in einer Gasse zwischen zwei Häuserfluchten wieder zusammen. Auf der Straße selbst befanden sich einige wenige Einheimische. Tigori Mian deutete auf ein Gebäude, das sich auf der anderen Straßenseite befand.
»Dies ist ein etwas abgelegener Teil der Hauptstadt«, erklärte Mian. »Hier befinden sich viele Lagerhäuser. Eines davon, das da drüben, wollte Helder observieren. Es steht leer, und ich habe keine Anzeichen über seinen Verbleib finden können.«
»Doktor?«
»Ich empfange keine Signale eines Menschen, aber dafür von zirka zwanzig Denebianer. Sie befinden sich alle in einem Umkreis von fünfzehn Metern, und scheinen sich, wenn ich die Readings richtig deute, in einem entspannten Zustand zu befinden.«
»Sie schlafen?«
»Nein, sie sind wach, rennen aber nicht herum und sind auch nicht aufgeregt.«
»Lt. Syrex, Sie und Ihre Männer sehen sich da drüben mal um. Wir warten hier.«
»Sir, ich würde lieber versuchen, erst mal allein rüber zu gehen. Vielleicht sollte ich so tun, als wolle ich die Halle mieten...«
»Tun Sie, was Sie für richtig halten.«

Während sich der Vulkanier auf die Lagerhalle zubewegte, scannte Winddancer. Sie hatte ihren Medotricorder mittlerweile darauf programmiert, die Lebenszeichen des Sicherheitsoffiziers zu ignorieren, aber dafür menschliche DNA zu lokalisieren, falls sich Helders Leiche im Scanradius befand. Doch die Anzeigen veränderten sich nicht.

Syrex befand sich nun an der Türe und öffnete sie ohne anzuklopfen. Sein Blick fiel auf eine Gruppe von achtzehn schmutzigen Denebianern, die ihn anstarrten. Sie lagen teils auf dem Boden, teils auf zerschlissenen Matratzen und machten den Eindruck von Pennern oder Obdachlosen.
»Äh, Tschuldigung, falsche Tür!« meinte Syrex, schloß die Türe wieder vorsichtig hinter sich und kehrte zur Landetruppe zurück.

»Das ging aber schnell, Lieutenant!« stellte Tyrone fest.
»Ja, Sir, das sind da drüben nur irgendwelche Leute, die sich dort häuslich eingerichtet haben.«
»Kommt das bei Ihnen öfter vor?« wandte sich der Captain an Mian.
»Ja. Wie Sie wissen, platzt der Planet aus allen Nähten, wie Sie auf Terra so schön sagen. Jedes Dach über dem Kopf ist wichtig.«

Bevor sie noch weiter ausführen konnte, fiepte der Kommunikator des Captains, und sein Erster Offizier meldete sich.
»Was gibt's, Hinkley?« wollte Tyrone wissen.
»Captain, ich habe versucht, mich mit der Raumkontrolle des Planeten in Verbindung zu setzen, was aber negativ war. Allerdings habe ich Signaturen von zwei Schiffen gescannt, die sich zum ungefähren Zeitpunkt des Verschwindens von Helder aus der Umlaufbahn um Deneb 2 entfernt haben. Außer der U.S.S. Exeter war da noch ein denebianischer Raumer, ein Frachter, um genau zu sein. Waren Sie erfolgreich?«
»Nein. Helder ist nicht hier und wir finden auch keine Anzeichen für seinen Verbleib. Wir kommen zurück an Bord.«
Tagori Mian sah Tyrone fragend an.
»Machen Sie ein Sicherheitsquartier bereit. Sechs Mann zum Hochbeamen.«

Auf der Republic angekommen, nahmen zwei Sicherheitsleute neben Mian Aufstellung.
»Sie behandeln mich wie eine Gefangene, Captain!« stellte sie mit Entrüstung fest.
»Nur zu Ihrer eigenen Sicherheit!« beschwichtigte sie Tyrone. »Auf einem Schiff dieser Klasse ist es für Fremde schwer, sich zurechtzufinden. Sie könnten in Bereiche gelangen, die nicht für einen Gast zugänglich sind, oder für Sie gefährlich werden können. Dr. Greenlake wird sich Ihrer annehmen, nicht wahr, Doktor? Bei ihr sind Sie in guten Händen. Von einer Gefangennahme kann nicht die Rede sein. Wir brauchen Sie!«

Winddancer scheuchte die Securities mit einem vielsagenden Blick zur Seite und bat die Denebianerin, ihr zu folgen. »Ich begleite Sie in Ihr Quartier, Tagori. Sie brauchen keine Angst zu haben, daß Ihnen die finster dreinblickenden Kerls in die Quere kommen. Dafür sorge ich schon.«

Marc Tyrone verließ den Turbolift und nahm auf seinem Sessel Platz. »Status, Cmdr. Hinkley?«
»Ich habe den Kurs des Frachters berechnet und fand heraus, daß er sich in Richtung der Rigel-Kolonien entfernt hat. Das bestätigt auch die Überwachungsboje XC475. Außerdem habe ich Verbindung mit der Exeter aufgenommen. Wie sieht es aus, Lt. Todd?«
»Captain Rogers ist bereit zu Sprechen«, antwortete die Kommunikations-Offizierin kurz.
»Auf den Schirm!« Nach kurzem Aufblinken des Star Fleet -Logos konnte man auf die Brücke der Exeter sehen. »Hier spricht Captain Marc Tyrone von der U.S.S. Republic. Captain Rogers, ich brauche Ihre Hilfe. Wie wir feststellen konnten, befand sich Ihr Schiff vor ca. sechzig Stunden in der Umlaufbahn von Deneb 2. Ein Abgesandter der Föderation ist von hier verschwunden, und wir sollen ihn suchen. Haben Sie beim Verlassen des Systems Passagiere an Bord genommen?«
»Negativ, Captain. Wir haben nur kurz an der neuen Raumstation angedockt, um einen denebianischen Diplomaten abzusetzen, der auf der Rückreise vom Sternflotten-Hauptquartier war.«
»Können Sie mir sagen, wie viele Schiffe sich zu dieser Zeit im Orbit von Deneb 2 befunden haben?«
»Ja, Captain, es waren außer uns noch ein Frachter, nein warten Sie, es waren eigentlich zwei. Einer davon verließ Deneb 2, als wir ankamen. Er ist in Richtung Deneb 5 weitergeflogen. Ein ziemlich alter Kasten, wenn ich das so sagen darf.«
»Vielen Dank, Captain Rogers. Sie haben uns sehr geholfen. Republic Ende. Lt. Shugal, setzen Sie Kurs auf Deneb 5, voller Impuls.« Tyrone drehte sich zu Lt. Todd um. »Versuchen Sie Star Fleet Headquarters zu erreichen. Ich möchte mit Admiral Cormack sprechen, da noch einige Fragen offen sind. Wenn die Verbindung steht, möchte ich sie in meinem Quartier haben. Cmdr. Hinkley, Sie haben die Conn!«

In der Zwischenzeit hatten es sich Winddancer und die Denebianerin im Gästequartier gemütlich gemacht.
»Ich bin wirklich beeindruckt, Doktor. Dieses Schiff ist größer, als ich es mir je vorstellen konnte. Ich habe zwar schon andere Ihrer Raumschiffe gesehen, aber an Bord bin ich noch nie gekommen.«
»Ja, es ist beeindruckend... Aber sagen Sie, Tagori, was ist eigentlich Ihr Auftrag gewesen und warum haben Sie sich mit Helder zusammengetan?«
»Ich arbeite, wenn Sie so wollen, für den Geheimdienst. Wir waren hinter einer Bande von Waffenschmugglern her, die angeblich von Romulanern beliefert werden. Ich persönlich habe zwar noch nie etwas von so einer Rasse gehört, aber es gibt vieles, was ich noch nicht gesehen habe. Helder schien in der gleichen Angelegenheit hierher beordert worden zu sein. Er erzählte mir, daß es sein offizieller Auftrag sei, zu prüfen, inwieweit die denebianische Regierung die Auflagen für den Beitritt in die UFP erfüllt hätte, aber in Wirklichkeit sollte er herausfinden, was es mit der Widerstandsbewegung auf sich hat.«
»Welche Widerstandsbewegung?«
»Die auf Deneb 5.«
»Soll das heißen, es gibt dort Leute, die sich gegen eine Eingliederung in die UFP aussprechen? Was tun sie? Haben sie irgendwelche gewalttätigen Akte begangen, oder wie verschaffen sie sich Gehör?«
»Bei der Regierung gingen meines Wissens nach zahlreiche Drohbriefe ein. Aber man hielt die Gruppe, die aus ein paar einfachen Leuten besteht, die keinen großen Einfluß haben, nicht für so mächtig, als daß man etwas dagegen unternehmen müßte. Sie wären überstimmt worden. Waffenschmuggel ist da etwas anderes«
»Anscheinend macht sich da der Sicherheitsrat mehr Gedanken um Ihr System als Ihre Regierung es tut. Erzählen Sie mir mehr.«
»Nun ja, wie gesagt, Helder und ich trafen bei unseren Nachforschungen aufeinander. Er wohnte zunächst in einem Hotel nahe des Regierungsbezirks, zog es aber dann vor, nachdem wir uns auf unser gemeinsames Ziel geeinigt hatten, mit mir unterwegs zu sein. Wir haben dann eben geschlafen, wo es gerade sicher für uns war. Dort habe ich ihn dann auch verändert, damit er nicht so auffällt.«
»Soll das heißen, daß er nun wie ein Denebianer aussieht? Warum haben Sie uns das nicht gleich gesagt? Wie haben Sie die Veränderung bewerkstelligt, haben Sie ihm umoperiert, genetisch verändert oder was?« Die Fragen sprudelten nur so aus Winddancer hervor, kaum daß sie ihr Gegenüber zum Antworten kommen ließ.
»Dafür war keine Zeit. Ich habe ihn nur so mit Schminke hingebracht, daß er auf einfaches Hinsehen als einer von uns wirkt. Eine Maske, wenn Sie so wollen...«
»Das ist natürlich etwas ganz anderes. Es könnte also sein, daß er sich auf ein Schiff geschlichen hat, um die Spur weiter zu verfolgen, und dabei keine Zeit mehr hatte, eine Nachricht an seine Vorgesetzten abzusetzen.«
»Oder aber daß er bei seiner Aktion entdeckt und gefangengenommen wurde. Vielleicht ist er schon tot«, gab Mian zu bedenken.
Die ruhige Art, in der sie sprach, als sei es etwas selbstverständliches, den Terraner bei den Ahnen zu wissen, ließ Winddancer schaudern. Sie selbst hatte zwar keine Angst vor dem eigenen Tod, denn sie glaubte an die Unvergänglichkeit der Seele und die Reinkarnation, aber es machte ihr immer zu schaffen, sich vorzustellen, daß ein anderer Mensch oder ein vernunftbegabtes Lebewesen starb.

Mit einem Umweg über die Offiziersmesse, wo er sich einen heißen Tee holte, ging Captain Tyrone in sein Quartier. Auf dem Bildschirm leuchtet bereits das Logo des Flottenhauptquartiers. Nachdem er die Ruftaste betätigt hatte, erschien das entspannte Gesicht von Admiral Cormack.
»Nun, Captain, gibt es schon Neuigkeiten?«
»Allerdings, Admiral. Ihr Mr. Carl Helder ist ein Geheimdienstmann«, platzte es aus Tyrone heraus. »Warum haben Sie mir das nicht gesagt?«
»Weil ich es zu dem Zeitpunkt nicht für wichtig erachtet habe. Sie sollten nur feststellen, ob sich Helder noch auf dem Planeten befindet und ihn zur Kontaktaufnahme mit uns auffordern...«
Wütend knallte Tyrone die Faust auf das Panel und beendete damit die Funkverbindung. Kaum daß er Zeit hatte Atem zu holen, piepste das Intercom, und mißmutig meldete er sich.
»Captain, hier Dr. Greenlake. Ich denke, Sie sollten in das Gästequartier kommen. Mian hat uns einiges zu sagen, und ich möchte das nicht unbedingt das halbe Schiff mithören lassen.«
»Muß das sein? Ich meine, daß... ach, lassen Sie's gut sein, ich bin auf dem Weg.«

»Was gibt es denn so wichtiges«, murrte Tyrone, als er in das Gästequartier trat. »Ich sollte eigentlich auf die Brücke zurück.«
»Es wird Sie interessieren, daß Helder nun nicht mehr wie ein Mensch aussieht. Mian hat ihn sozusagen umgeschminkt. Man könnte ihn jetzt aus der Ferne für einen Denebianer halten. Und das ist noch nicht alles...« Nach und nach wiederholte Winddancer, sich immer wieder bei der Agentin rückversichernd, die Fakten, die sie herausgefunden hatte.
»Aber das ist noch nicht alles, Captain. Mian hat mir auch von einer Widerstandsbewegung erzählt, die es auf Deneb 5 geben soll. Bitte, Tagori, nun sind Sie dran«, forderte sie die Geheimdienstlerin auf.
Mian berichtete nun in kurzen Sätzen von den Gegnern der Föderation, und daß sie sich angeblich auf einem Mond in diesem Sonnensystem befinden sollten. Auch vermutete sie nun, daß die Waffenschmuggler und die Widerständler eventuell gemeinsame Sache machen würden.
Tyrone trat ein paar Schritte zurück und winkte Winddancer zu sich. »Meinen Sie, Doktor, wir können es riskieren, sie mit auf die Brücke zu nehmen?«
Sie schürzte die Lippen und dachte kurz nach. »Ja, Captain, ich denke schon. Angesichts der fast abgeschlossenen Verhandlungen und deren Stand wird das denebianische System früher oder später Austauschoffiziere an Bord unserer Schiffe haben, und deshalb sehe ich da kein Problem. Ich glaube nicht, daß Mian da etwas zu Gesicht bekommt, das sie nicht in absehbarer Zeit durch ihre Tätigkeit eh erfahren wird.«
»Gut. Mian, bitte folgen Sie mir, wir müssen auf die Brücke.«

Der Erste Offizier erhob sich im selben Augenblick, als die Tür des Turboliftes sich öffnete. »Wir haben den zweiten Mond von Deneb 5 erreicht und die Spur des Frachters weiter verfolgt. Sie müssen hier irgendwo gelandet sein. Ich habe umfassende Scans durchführen lassen. Es zeigte sich nichts beunruhigendes. Allerdings messe ich einen starken Anstieg von Lithium. Seltsam, denn der Mond hat unseres Wissens keine Vorkommen dieses Metalls.«
»Machen Sie weiter und halten Sie die Augen offen. Dr. Greenlake, Sie kümmern sich um die anderen Scans.«
Winddancer deutete Mian an, sich neben sie an die Konsole zu begeben und begann mit ihren Untersuchungen. Während Captain sich mit den Daten von Hinkley befaßte, benachrichtigte sie in leisem Ton die Krankenstation und bat Dr. Alexander Atkinson, einen ehemaligen Studenten von ihr, sich für einen eventuellen Einsatz bereitzuhalten. Sie hatte so eine Ahnung, daß sie den jungen Astromediziner gebrauchen könnte.

Die Republic hatte den Mond inzwischen einmal umrundet. Der Wissenschaftsoffizier beugte sich noch näher an sein Sichtgerät heran und pfiff plötzlich durch die Zähne. »Ich glaube, ich hab' da was, Sir. Ein Krater oder so was, aber auf einer Fläche, wo keiner sein sollte.«
»Zeigen Sie mir das mal auf dem Schirm und gehen Sie auf größtmögliche Auflösung«, ordnete Tyrone an.

Auf dem Bildschirm zeigte sich zunächst die von Kratern und Einschlaglöchern übersäte Oberfläche des Mondes. Dann wurde in mehreren Schritten an die verdächtige Gegend herangezoomt. Halb durch den Schatten verdeckt, den die rote Sonne warf, zeichnete sich ein Gebiet ab, das eine kraterähnliche Vertiefung in der Mondoberfläche zeigte. Hinkley gab dazu seine Erklärungen über Ausdehnung und mögliche Tiefe ab.

»Mister Syrex, machen Sie eine steuerbare Sonde klar und schicken Sie sie runter. Wir wollen doch mal sehen, ob wir nicht was brauchbares finden.«
Der Sicherheitsoffizier schickte sich an, die Befehle des Captains an seine Leute weiterzuleiten, die sich um das Kalibrieren und Absetzen der Sonde kümmerten. Vom Hauptbildschirm aus konnte man wenige Augenblicke später die Bahn verfolgen, die das Objekt von der Republic aus nahm.
Bald danach trafen die ersten Werte im Bordcomputer ein. Der Boden des Kraters bestand aus dem gleichen Material wie der Mond an sich, keine fremde Materie, kein Metall. Die Sonde bewegte sich vor und gab nach etwa fünfzig Metern die Sicht auf ein Tor frei, das in die Kraterwand eingelassen war.
Der Vulkanier straffte sich und wartete gespannt auf den Befehl seines Vorgesetzten. Er machte auf Winddancer den Eindruck, als würde er nur darauf hoffen, auf diesen kahlen, lebensfeindlichen Felsbrocken zu beamen. Sicher überlegte er sich insgeheim schon, wen er auf den Trip nach unten mitnehmen wollte.


Inhaltsverzeichnis des Computerlogbuchs der U.S.S. Republic Inhaltsverzeichnis des Computerlogbuchs der U.S.S. Republic
Copyright ©1998 Peggy Tigges.
Erstellt am Mo, den 12.07.1999 von Martin Stricker.
Zuletzt geändert am Mo, den 17.01.2000 um 20:25.